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24. April 2024

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Die Transformation der Arbeit

Die Transformation der Arbeit© TSA

Neue Anforderungen und Ansprüche an die sich ändernden Arbeitswelten von MitarbeiterInnen und Unternehmen. Ein Expertenkommentar von Gertrud Götze, Vice President Human Resources, T-Systems Österreich.

Laut Statistik Austria waren in Österreich letztes Jahr durchschnittlich 206.500 Stellen unbesetzt. Allein in der IT-Branche fehlen rund 24.000 Arbeitskräfte. Provokant formuliert ist ein Großteil dieser unbesetzten Stellen hausgemacht und von uns allen gemeinsam über die Jahre hinweg selbst verursacht: Profitdenken, kontinuierliches Wachstum um jeden Preis, Ausblenden von offensichtlichen gesellschaftspolitischen und Entwicklungen oder Handeln allein für den kurzfristigen Erfolg haben uns das eingebrockt.

Motive und Motivation
Als wären dies nicht schon allein große HErausforderungen, sind wir noch weiteren multidimensionalen Bedrohungen ausgesetzt. Diese Entwicklungen verändern uns. Gespiegelt auf die arbeitende Gesellschaft zeigt sich das auch in unserer Arbeits-Motivation und bei unseren Arbeits-Motiven. An der Tatsache, dass wir alle für unseren Lebensunterhalt arbeiten müssen, hat sich nichts geändert. Verändert haben sich jedoch die Orte und die Menge an Zeit, die wir bereit sind, für unser tägliches Auskommen zu investieren.

MitarbeiterInnen suchen zudem vermehrt eine Sinnstiftung, ein gutes soziales Klima sowie Selbstbestimmung und möchten außerdem die Möglichkeit haben, selbst zu lernen und zu wachsen. Unternehmen, die diese Entwicklungen nicht erkennen, sich vor ihnen verschließen oder darauf warten, dass Regierungen oder andere „höhere“ Hilfe ihre Aufgaben lösen, werden massive Probleme bekommen.

Jedes Unternehmen wird seinen eigenen Weg suchen und gehen müssen. Als T-Systems haben wir aus zahlreichen Studien und Interviews mit KollegInnen gelernt, was MitarbeiterInnen im Unternehmen hält und was uns als Arbeitgeber attraktiv macht und neue KollegInnen anzieht. Den größten gemeinsamen Nenner haben wir in Flexibilität und Zeit gefunden, auch als größten Hebel hinsichtlich der Themen Nachhaltigkeit und Resilienz in der Belegschaft. Aus all den angeführten Gründen haben wir nun Anfang des heurigen Jahres einen entsprechenden Piloten gestartet: 36 Stunden an vier Tagen arbeiten, bei gleichem Gehalt und auch bei gleichem Leistungsergebnis.

Erfahrungswerte und Daten
Wir konnten 10 Prozent unserer Mitarbeitenden dafür gewinnen, das neue Modell mit kontinuierlicher Begleitung durch unser Controlling, dem Betriebsrat, der HR-Abteilung und in enger Abstimmung mit unserer Konzernmutter zu testen. Die ersten Ergebnisse sind positiv: nach einer Umgewöhnungsphase berichtet die Pilotgruppe über eine deutliche Steigerung ihrer allgemeinen Zufriedenheit und Work-Life-Balance bei gleichzeitig keinen nennenswerten Auswirkungen auf Leistungen und Ergebnisse.

Diese positive Entwicklung bestätigen auch die Führungskräfte, es gab auch keine negativen Auswirkungen auf die Kommunikation. Um nun weiteren Schritte sorgsam und fundiert umsetzen zu können, braucht es noch mehr Erfahrungswerte und Daten von/für alle Beteiligten und so wurde dieses Pilotmodell um ein Quartal verlängert. Ein ganzes Unternehmen mit einem neuen Arbeitszeitmodell ist ein großer Kraftakt – aus meiner Überzeugung ein lohnender, für alle Beteiligten.

Links

Gertrud Götze, Economy Ausgabe Webartikel, 23.05.2023