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29. März 2024

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„Wir sind als IT-Dienstleister enorm gefordert“

„Wir sind als IT-Dienstleister enorm gefordert“© T-Systems Austria

Bei der IT-Unterstützung und digitalen Transformation von Unternehmen und Verwaltung sind IT-Dienstleister mehr gefragt denn je. Peter Lenz, Managing Director T-Systems Alpine, erläutert aktuelle Entwicklungen in der Business-IT.

Economy: Industrie und Mittelstand sind mehrheitlich gut durch die Corona-Krise gekommen, nicht zuletzt dank digitaler Innovationen. Wie sehen Sie die letzten Monate?
Peter Lenz: Viele Unternehmen nutzten die Zeit für eigene Digitalisierungsprojekte. Für uns eine Sternstunde der IT, jedoch sind wir als Dienstleister enorm gefordert.
Stark verändert hat sich das Arbeiten an sich, Stichwort physische Präsenz oder Treffen mit Kunden und Lieferanten. Hier erleben wir durch die Digitalisierung massive Veränderungen und hier müssen wir Acht geben, dass der persönliche Kontakt nicht zu kurz kommt.

Welche IT-Dienste sind besonders gefragt?
Die Corona-Krise war eine Art Katalysator für längst überfällige Veränderungen. Bei vielen unserer Kunden, etwa im öffentlichen Bereich oder in produzierenden Betrieben, sehen wir neue Digitalprojekte. Gefragt, besonders bei Finanzdienstleistern, ist die Konsolidierung der IT-Systeme.
Stark nachgefragt werden auch SAP S/4HANA-Umstellungen, wo wir schon wieder bei einem Mitarbeitermangel sind und der ist in der Branche schlimmer als vor Corona.

Können Sie uns ein praktisches betriebliches Beispiel nennen?
Im Kontext mit Corona ein Projekt mit der Tirol Werbung, wo wir gemeinsam in nur vier Wochen ein Dashboard entwickelt haben, das Gast oder Tourismusbetrieb einen tagesaktuellen Überblick zur Lage gibt und so Reisen oder Geschäfte planbarer macht.
Oft geht es bei Digitalisierung aber einfach auch um Geschwindigkeit bei der Umsetzung einer Lösung.

Was sind derzeitige Herausforderungen?
Die Cyber-Sicherheit. Anzahl und Professionalität der Angriffe und die Schäden in den Unternehmen steigen massiv. Ein simpler Virenschutz und klassische Firewalls sind da zu wenig. Viele Betriebe können diesen Angriffen nicht entsprechend begegnen.

Welche Lösungen gibt es?
Für Mittelstand und Industrie bieten wir den sogenannten Magenta Security Shield, das hochwertige Tools namhafter Hersteller zu einem kompakten Schutzschild vereint.
Dieses deckt nicht nur Schwachstellen in der IT-Infrastruktur auf, sondern setzt auf Angriffs- und Anomalie-Erkennung im Netzwerk, auf Endgeräten sowie bei Internet- oder auch Cloud-Zugängen.
Die meist hochkomplexen Angriffe werden so analysiert, um rasch die richtigen Gegenmaßnahmen einzuleiten und die volle Funktionsfähigkeit der Systeme wiederherzustellen.

Ein aktuelles Thema in Verbindung mit Automatisation ist intelligente Sensorik.
Die Einsatzgebiete werden hier immer vielfältiger. Sensorik ist mittlerweile kostengünstiger und zudem müssen Logistikketten digital nachvollziehbar sein.
Hier kommen nicht nur neue IoT-Technologien wie 4G/5G zum Tragen, sondern auch altbewährte wie RFID. Am Ende geht es um eine durchgängig digitalisierte Wertschöpfungskette.

Gibt es dazu schon Projekte?
Wir arbeiten da maßgeblich an einer Pilotfabrik an der TU Graz mit, wo gemeinsam mit Industriepartnern agile und datensichere Fertigungskonzepte entwickelt werden.
Neben einem 5G-Campus Netz unserer Schwester Magenta, geht es vor allen um Cyber-Security in Produktions- und Logistik-Umgebungen sowie um Sensorik und Edge-Computing.
Also, all die Themen einer modernen Fabrik, inklusive der Verarbeitung großer Datenmengen.

Technologische Innovationen sind oftmals mit dem Thema Daten verbunden.
Richtig. Big Data oder Künstliche Intelligenz (KI) helfen mit, Kundenverhalten, Geschäftsentwicklung oder sonstige Prognosen treffsicherer zu gestalten.
Ohne Big Data und KI wären etwa die Corona-Prognosen des Komplexitätsforschers Niki Popper von der TU Wien für die Bundesregierung nicht möglich.
Auch im IT-Betrieb ergeben sich konkrete Anwendungsgebiete, etwa historische Daten aus Infrastruktur, um sowohl die Betriebsstabilität als auch die optimale Nutzung der Infrastruktur sicherzustellen, inklusive Cloud-Services.

Wir sprechen schon lange von der Cloud.
Allein bei der Funktionalität heutiger Cloud-Systeme ist viel passiert, sei es in der Bereitstellung von Rechenleistung oder der Abrechnung. Detto bei Redundanz und Sicherheit.
Als T-Systems bieten wir alle Varianten, von eigenen Diensten, Multi- und Hybride-Cloud bis zu Microsoft, AWS, Google oder Salesforce.
Wir sind auch Teil der europäischen Gaia-X-Initiative und unterstützen unsere Kunden in diesem vielseitigen Ökosystem.

Wie steht es um die Innovationsbereitschaft von Betrieben?
Das hängt von der Branche ab und von den finanziellen Möglichkeiten. Grundsätzlich ist die Innovationsbereitschaft nach wie vor hoch, wir sehen das aktuell auch am Fachkräftemangel.
Viele betrieblichen Projekte werden auf ihren direkten Geschäftsnutzen evaluiert: Hilft mir das Projekt, um künftig stabiler auf Unerwartetes reagieren zu können oder bringt es neue Wertschöpfung.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 02.11.2021