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21. Januar 2025

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Vermehrt existentielle Sorgen bei deutschen Unternehmen

Vermehrt existentielle Sorgen bei deutschen Unternehmen© Pexels.com/davidmceachan

In Deutschland fürchten Unternehmen und Selbständige verstärkt um ihre Existenz. Branchenübergreifend sind fehlende Aufträge und steigender internationaler Wettbewerb die primären Ursachen, so aktuelle ifo-Umfrage.

(red/czaak) Der Anteil deutscher Unternehmen, die akut um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten, steigt. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. „Der kontinuierliche Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen dürfte sich fortsetzen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Neben fehlenden Aufträgen macht der steigende internationale Wettbewerbsdruck vielen Unternehmen derart zu schaffen, dass sie ihre Zukunft akut gefährdet sehen.“  

Erhebliche Liquiditätsengpässe durch Auftragsmangel

Diese wachsenden Existenzsorgen spiegeln sich auch in der Insolvenzentwicklung wider, die deutlich über dem Niveau der Vorjahre liegen. Bei den Begründungen der Betriebe stehen branchenübergreifend der zu erheblichen Liquiditätsengpässen führende Auftragsmangel an erster Stelle. Parallel dazu belasten gestiegene Betriebs- und Personalkosten die Unternehmen, während die anhaltende Kaufzurückhaltung die Umsätze schmälert. Wachsende bürokratische Anforderungen verschärfen den Kostendruck zusätzlich. Besonders belastend wirkt sich darüber hinaus die Kombination aus hohen Energiekosten und wachsender internationaler Konkurrenz aus.  

Die gleiche belastende Situation gilt auch bei den selbständigen Einpersonen-Unternehmen. Hier befürchten mittlerweile laut ifo-Institut 18 Prozent, dass ihr Geschäft aufgeben müssen. Dieser Wert liegt deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft mit sieben Prozent. Der Hauptgrund dafür sind fehlende Aufträge. „Die Selbständigen stehen immer mehr unter wirtschaftlichem Druck“, sagt Katrin Demmelhuber vom Münchner ifo-Institut. 

Zusätzliche Belastung für Kleinstbetriebe durch fehlende Aufträge größerer Unternehmen
Bei diesen kleinsten unternehmerischen Einheiten melden im Oktober nahezu die Hälfte der Befragten zu wenig Aufträge. Bei den Selbständigen ist der Anteil hier noch höher als in der Gesamtwirtschaft. „Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit sind Großunternehmen mit Aufträgen zurückhaltend“, erläutert ifo-Expertin Demmelhuber einen Grund für die vergleichsweise zusätzliche Belastung der Selbständigen.

Bei den größeren Betrieben zeigt sich der Anstieg der Existenzsorgen vor allem im Verarbeitenden Gewerbe. Hier berichten knapp neun Prozent der Unternehmen von tiefgreifenden wirtschaftlichen Problemen. Im letzten Jahr waren es noch etwas über sechs Prozent. Auch im Einzelhandel hat die Insolvenzgefahr zugenommen. Hier sehen sich fast 14 Prozent der Unternehmen in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Vor einem Jahr lag der Wert bei knapp über zehn Prozent.

Etwas besser schaut es im sogenannten Bauhauptgewerbe aus, hier ist der Anteil trotz der Krise im Wohnungsbau von rund neun auf acht Prozent gesunken. Entspannung gab es auch im Dienstleistungssektor, nach rund sieben Prozent im Vorjahr sehen nun knapp sechs Prozent der Unternehmen massive wirtschaftliche Probleme.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 19.11.2024