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29. März 2024

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Die neuen internetten Anlageberater am Kapitalmarkt

Die neuen internetten Anlageberater am Kapitalmarkt© Pexels.com/fauxels

Sogenannte FinfluencerInnen gelten bei jungen Investoren zunehmend als kundige Berater für Geldinvestments. FH St. Pölten untersuchte Einfluss und Wirkung dieser modernen Anlageexperten in den Sozialen Medien. 

(red/czaak) Sie gelten als die neukundigen Geldberater am Kapitalmarkt: Sogenannte Fin-InfluencerInnen, also Finanz-EinflüsterInnen, erreichen auf den (sogenannten) Sozialen Medien wie Instagram und Co. Millionen von FollowerInnen. Welchen Einfluss diese modernen Finanzberater tatsächlich auf Anlageentscheidungen ihrer FolgerInnen haben, hat nun die FH St. Pölten untersucht. Gemeinsam mit der Social-Media-Agentur Paradots wurden letzten Herbst 300 dieser FollowerInnen umfassend befragt.

Geschätzt wird der personifizierte Unterhaltungsfaktor
Grundsätzlich einmal zeigt die Erhebung, dass diese Finfluencer als Informationsquelle relevant sind und von ihren Followern für ihre Persönlichkeit und den unterhaltsamen Content geschätzt werden. „Fast die Hälfte der Befragten hat zudem schon einmal aufgrund einer Finfluencer-Empfehlung bestimmte Aktien gekauft“, so die FH St. Pölten.

Die Finfluencer haben sich mittlerweile insbesondere auf Instagram etabliert. Die größten Auftritte (Accounts) im deutschsprachigen Raum kommen auf über 100.000 Follower (Folger). Die Bandbreite reicht dabei von prominenten Unternehmern über Special-Interest-Formate bis hin zu zahlreichen Micro-Finfluencern (Klein-Finanzanlageneinflussnehmer).

Männlich, jung und stark investmentaffin
Das Biotop der finanziellen Einflüsterer via Social Media ist männlich dominiert. Die Teilnehmer der Erhebung waren zwischen 18 und 34 Jahren alt und „stark investmentaffin“. Fast alle, 92 Prozent, investierten in mindesten zwei Anlageklassen. Bei 93 Prozent waren Aktienfonds (ETFs) sehr gefragt, bei 91 Prozent Einzelaktien und bei 71 Prozent Kryptowährungen.

Für die Befragten sind die Finfluencer eine wichtige Informationsquelle über Finanzen (76 Prozent Zustimmung) und gelten auch als Quelle für neues Wissen. Zwei Drittel der Befragten folgt den EinflüsterInnen aber auch deshalb, weil sie ihren Content unterhaltsam finden.

Selten ein Motiv ist die Suche nach Empfehlungen für neue Aktien (19 Prozent). Dafür folgen über 85 Prozent der Follower mehr als drei Finfluencern und das allein auf Instagram.

Die professionelle Verknüpfung von Information und Show
Die Finfluencer sind für die klare Mehrheit der Befragten ein einfacher Weg, um Finanzthemen bequem in den eigenen Medienkonsum einzubauen (81 Prozent Zustimmung). Für 64 Prozent sind persönliche Geschichten der Finfluencer ausschlaggebend und für knapp mehr als die Hälfte auch Memes.

„Informationen über Aktien und Investments werden mit unterhaltsamen Elementen, persönlichen Geschichten und Emotionen vermischt. Auch visuell und technisch bewegen sich die meisten FinfluencerInnen immer am Puls der aktuellen Instagram-Trends“, erläutert Monika Kovarova-Simecek, Leiterin des Studiengangs Digital Business Communications der FH St. Pölten.

Knapp 50 Prozent Erfolgsquote mit sachlicher Analyse
Welchen Einfluss haben Finfluencer nun aber tatsächlich auf die Anlage-Entscheidungen ihrer (jungen) Follower? Etwa die Hälfte der befragten Nutzer hat schon einmal aufgrund einer Empfehlung ein Investment getätigt (49 Prozent). Für fast alle unter ihnen war dabei die sachliche Analyse des Investments besonders entscheidend. Die Befürchtung, dass sich junge Investoren auf Social Media nur noch in einer bzw. ihrer Blase bewegen, wird in der Erhebung kaum bestätigt. Die Mehrheit der Befragten folgt auch klassischen Finanzmedien auf Instagram.

Im Ranking der wichtigsten Informationsquellen belegen Finanzportale und Online-Geschäftsberichte die ersten beiden Plätze – noch vor Social Media. Abgefragt wurden auch die Investitionsziele und da steht für 99 Prozent der langfristige Vermögensaufbau im Fokus. Es folgt die private Altersvorsorge (92) sowie die finanzielle Unabhängigkeit (88 Prozent). „Generell gilt, dass Social Media und speziell Instagram („Insta“) in der Mediennutzung eine zentrale Rolle spielt. 85 Prozent der befragten Personen verbringen dort mindestens eine Stunde täglich, davon 31 Prozent sogar mehr als zwei Stunden“, so die FH St. Pölten und Paradots.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 02.02.2023