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13. November 2024

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Unterschiedliche Prioritäten bei betrieblicher Nachhaltigkeit

Unterschiedliche Prioritäten bei betrieblicher Nachhaltigkeit© Pexels.com/ivan samkov

Wertigkeit und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigen mit Betriebsgröße. Der Green Deal der EU bringt für Betriebe viele neue Herausforderungen. Aktuell am besten umgesetzt werden soziale Maßnahmen.


(red/czaak) Ein Viertel der österreichischen Großunternehmen gibt an, dass das Handeln im Unternehmen sehr stark von Klimaschutz und Nachhaltigkeit beeinflusst ist. Zwölf Prozent sehen dagegen kaum einen Einfluss auf das eigene Agieren. Zwei Drittel schätzen diesen als mittelmäßig ein. Je höher der Umsatz, desto größer der Einfluss von Nachhaltigkeit: 32 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz von über 200 Mio. Euro sehen den Einfluss als groß. Bei Unternehmen mit geringerem Umsatz ist es nicht einmal ein Fünftel.

Wirtschaftliche und politische Lage erschwert so manche Implementierung
Die Automobil-, Verkehrs-, Infrastruktur- und Logistikbranche ist am stärksten zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewegt. In der Konsumgüterherstellung erkennen dagegen nur vier Prozent der Befragten einen starken Fußabdruck von Nachhaltigkeitsthematiken. Während fast alle befragten Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit bereits in die Unternehmensstrategie zumindest teilweise integriert haben (71 Prozent voll; 25 Prozent zum Teil), ist sie im Geschäftsmodell erst bei einem Drittel der Befragten vollkommen berücksichtigt, bei 59 Prozent teilweise und bei neun Prozent nicht berücksichtigt. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Erhebung von EY denkstatt.

„Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie zu integrieren ist nur ein erster Schritt, es müssen auch Geschäftsmodell und Produktpalette angepasst und konkrete Maßnahmen auf den Boden gebracht werden“, kommentiert Christian Plas, Partner bei EY. „Der EU Green Deal bringt Betrieben viele neue Herausforderungen. Umgesetzt geglaubte Ziele mussten überdacht und neue in die Planung mit aufgenommen werden, denn internationale Regelwerke haben neue Maßstäbe gesetzt. Auch die wirtschaftliche und politische Lage erschwert so manche Implementierungen“, so Plas.



Die Angst vor Reputationsrisiken steigt

Wenig Veränderung gab es bei den sozialen Maßnahmen, hier hatten vor drei Jahren 82 Prozent der Betriebe Maßnahmen umgesetzt, 2024 immer noch 80 Prozent. Die stärksten Gründe für den Einsatz nachhaltiger Initiativen sind mit 89 Prozent Gesetze und Richtlinien und mit 95 Prozent Vorgaben des Headquarters. Der Druck vom Markt (85 %), sowie von Konsumenten oder Mitarbeitenden (82 %) wirkt sich ebenfalls auf die Handlungsentscheidungen von Unternehmen aus.

Im Vergleich mit der Vorläuferstudie aus 2021 zeigt sich, dass die Befürchtung von Reputationsrisiken gestiegen ist: Die Anzahl jener Befragten, die Nachhaltigkeitsinitiativen auf jeden Fall zur Vermeidung von Reputationsrisiken einsetzten, hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. Unverändert haben Forderungen von NGOs (50 %) oder Medien (42 %) am wenigsten Einfluss auf die Entscheidungen und Handlungen von Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeit. 



Der Bereich Energie und Umwelt

Bei den Themen Energie und Umwelt gaben zwei Drittel der Unternehmen an, bereits Ziele zur Treibhausgasreduktion gesetzt zu haben. 22 Prozent planen dies in den nächsten zwei Jahren. Fast drei Viertel der befragten Unternehmen erheben derzeit bereits unterschiedliche Daten zu ihrem Unternehmensfußabdruck (CCF = Corporate Carbon Footprint): 28 Prozent erheben den Fußabdruck der gesamten Wertschöpfungskette (Scope). Weitere 22 Prozent den der eigenen Unternehmenstätigkeit, womit sie vor- oder nachgelagerte Tätigkeiten außer Acht lassen, beispielsweise von Zulieferern. Kaum erhoben werden Fußabdrücke einzelner Produkte. 

75 Prozent der Unternehmen arbeiten daran, ihre Energieeffizienz zu verbessern. Mit 55 Prozent an Befürwortern ist auch der Zukauf von CO2-Zertifikaten aus Kompensationsprojekten für Unternehmen eine beliebte Maßnahme. „Hier ist darauf zu achten, dass die Zertifikate auch tatsächliche und langfristige Emissionsreduktionen bewirken“, so Margit Kapfer, Dekarbonisierungs-Expertin bei EY denkstatt. Umfassendere Transformationen wie Änderungen des Produktportfolios oder des Geschäftsmodells werden nur von rund 15 Prozent der Unternehmen in Betracht gezogen.



Zuständigkeit immer häufiger in eigenen Abteilungen

Beim Thema innerbetriebliche Verantwortung hat sich seit 2021 die Zuständigkeit tendenziell von Eigentümern, Vorstand, einzelnen Nachhaltigkeitsbeauftragten oder Projektteams hin zu eigenen Abteilungen verlagert. Dies ist mittlerweile in vier von zehn Unternehmen (38 Prozent) der Fall, während vor drei Jahren nur 27 Prozent eigene Abteilungen hatten. 2021 lag bei fast der Hälfte der Unternehmen die Zuständigkeit beim Vorstand oder der Geschäftsführung.

Tatsächlich sind Vorstand oder Geschäftsführung nur in 34 Prozent der befragten Betriebe verantwortlich, am ehesten bei kleineren Unternehmen. Bei den geplanten Änderungen lag die Ansiedelung von Nachhaltigkeitsagenden in eigenen Projektteams auf Platz zwei. Gesunken ist stattdessen auch deren Verantwortlichkeit.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 03.10.2024